Rezession & Frohsinn
Inzwischen gehört es (wieder) zum guten Ton renommierter Zeitungen in Deutschland, ihren eigenen Comicstrip zu veröffentlichen. In der „Financial Times Deutschland“ sorgt der hauseigene Redakteur Tillmann Prüfer für die Strip-Dramaturgie. Für den Wochenend-Streifen „Rezession & Frohsinn“ hat er sich mit Gábor Zádor zusammengetan, der als Art Director in der Werbung arbeitet. So zynisch wie der Titel ist das ganze Produkt angelegt. Entworfen werden die Szenen am Computer, allerdings in grobschlächtigster Form. Die Figuren sind auf eckige Umrisse reduziert, grob gerastert und urinsteingrün unterlegt. Die Stories parodieren gängige Angebote in Sachen Lebenshilfe, indem sie sie in je vier Bildfolgen in die schlimmstmögliche Variante drehen. Die Episode „Vier gute Gründe für Hunde“ zeigt z. B. einen Blindenhund als Fleck unter dem Autorad, die „Abwechslung“, für die Hundekot auf der Straße sorgt, den Hund als Sexpartner in Dessous und zuletzt das Tier als Nahrungsmittel, das dem Menschen in der Not hilft. Hier entlarvt ein Computergrafiker allen Hochglanz seiner Branche als kläglichen Schein und der Redakteur einer wirtschaftsnahen Zeitung beschreibt das Dasein als Jammertal. In solcher Rezession muss Frohsinn unaufhaltsam blühen. |
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