PREISTRÄGER in der Kategorie:
Bester Comicstrip (Kategorie 2)

Doonesbury
von Garry Trudeau
New York Times u. a.

B. D. lag im sterben. Eine Woche lang. Bei Falludscha geriet der ehemalige College-Footballstar, Autobahnpolizist, Hollywood-Manager und Trainer in ein Feuergefecht, B. D. verlor ein Bein und – zum ersten Mal seit 1970 – seinen Helm. Ein sicheres Zeichen dafür, so meinte die Internetgemeinde, dass Garry Trudeau eine seiner 24 „Doonesbury“-Hauptfiguren zum Tode verurteilt hätte. So weit kam es dann doch nicht, aber den Weg nach Hause, in das Zivilleben, legte B. D. auf nur einem Bein zurück. Seit 36 Jahren baut Trudeau nun schon an seinem „Doonesbury“-Kosmos, 1975 war der erste Pulitzerpreis fällig, der jemals für einen Comic Strip verliehen wurde. Doch während in den ersten Jahrzehnten scharfe politische Satire den Grundton prägte (so scharf, dass einige konservative Zeitungen „Doonesbury“ zeitweise verbannten), hat sich in den letzten Jahren zunehmend ein bitter-süßer, melancholischer Tonfall etabliert. Onkel Duke, ein amoralischer Ex-Journalist und skrupelloser Politiker, verlor im vergangenen Jahr sein großes reales Vorbild Hunter S. Thompson und damit auch seinen Lebensmut. Da macht es ihm auch gar keinen Spaß mehr, dass er Verwaltungschef (oder „Vizekönig“, wie er sich selber nennt) der irakischen Stadt Al-Amok geworden ist. Die politische und wirtschaftliche Lage ist ernst, es gibt viele Wochen, in denen „Doonesbury“ ohne eine einzige Pointe auskommen muss. Und nach wie vor geht Trudeau mit den amerikanischen Politikern nicht gerade zimperlich um (dem kalifornischen Gouvernator Schwarzenegger verpasste er den Spitznamen „the Gropenfuhrer“) und das Lesen von „Doonesbury“ wäre viel einfacher, wenn man gleichzeitig die amerikanische Geschichte der letzten 35 Jahre parat hätte. Die Welt mag schlecht sein, für uns ist das gut, denn „Doonesbury“ ist in den letzten Jahren noch einmal etwas besser geworden.
LUG



 
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