PREISTRÄGER in der Kategorie:
Bester Manga (Kategorie 3c)
Barfuß durch Hiroshima von Keiji Nakazawa
Carlsen Comics
„Barfuß durch Hiroshima“ ist nach übereinstimmender Expertenmeinung der erste Manga, der jemals auf Deutsch erschienen ist. Allerdings war 1982 die Zeit für einen fremdartigen Bilderroman, der sich seriös und schmerzhaft mit den Ereignissen rund um den Abwurf der Atombombe über Hiroshima beschäftigte, scheinbar noch nicht reif. Die engagierte Veröffentlichung des Rowohlt-Verlags als Taschenbuch kam über einen (gekürzten) ersten Band nicht hinaus.
Seitdem wurde dieser Band immer wieder in Sekundärpublikationen und Vorträgen als wichtiges Beispiel für politische bzw. Erwachsenen-Comics genannt, weiterlesen konnte man ihn zumindest auf Deutsch aber nicht. Auch in einer Zeit, in der in regelmäßigen Abständen ausreichend Publikationen dieser Art („Maus“ von Art Spiegelman, um nur eine zu nennen) durchaus ihren Weg in deutschsprachige Comic-Verlage fanden.
Erst im Zuge der durch japanische Fantasy- und Humor-Comics für Kinder und Jugendliche eingeleiteten Manga-Welle erschienen und erscheinen nun nach und nach auch wichtige künstlerische, literarische und politische Werke der japanischen Comic-Geschichte. Und so auch endlich Nakazawas „Hadashi no Gen“ („Barfüßiger Gen“), die teilweise autobiographische Geschichte eines kleinen Jungen aus Hiroshima, der den Atombombenabwurf miterlebt und überlebt. Sind schon die Schilderungen des Lebens im militaristischen Japan der Tage vor der Katastrophe wenig angenehm, erspart Nakazawa seinen Lesern nach dem Abwurf und der Detonation in dutzenden Momentaufnahmen kaum eine Facette grausamer Schicksale und menschlichen Leids. Wie – ein Beispiel von vielen – eine Gruppe Schüler, die sich aus den Flammen in einen Fluss rettet und dort, obwohl von ihrem Lehrer mittels Liedern zum Durchhalten angestachelt, schließlich dennoch entkräftet singend ertrinkt.
Dennoch geht die Geschichte in ihrer Aussage weit über den Fakt der singulären Zerstörung hinaus, wie die Titel der ersten vier Bände – durchaus programmatisch – erkennen lassen: „Kinder des Krieges“ – „Der Tag danach“ – „Kampf ums Überleben“ – „Hoffnung“. Eine wichtige, zeitlose Geschichte, deren deutsche Publikation eine viel zu lange offene Lücke schließt.
HAH
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