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Die Unschuldigen
Im Januar dieses Jahres gewann der 1963 in Pisa geborene Zeichner Gipi den Preis des Comicfestivals von Angoulême für das beste Album. Prämiert wurde sein Album „Notes pour une histoire de guerre“, das bisher in Deutschland noch nicht erschienen ist. Dafür hat der Berliner avant-verlag innerhalb eines Jahres gleich zwei Arbeiten des Spätstarters – Gipi begann erst 1994 mit dem Zeichnen von Comics – übersetzt: „Nachtaufnahmen“ und „Die Unschuldigen“. Unterschiedlicher könnten die beiden Bände formal kaum sein, denn statt der aufwändigen Gestaltung der Kurzgeschichtensammlung „Nachtaufnahmen“ bieten die novellenartigen „Unschuldigen“ eine in Schwarzweiß lavierte Grafik, die auf den ersten Blick ganz einfach wirkt. Doch das ist sie nicht. Gipi hat nicht nur eine an seinem französischen Kollegen Baru geschulte Virtuosität bei der Kombination von realistisch gestalteten Dekors und leicht karikaturesk überzeichneten Figuren entwickelt, sondern auch durch die Kombination von ausgearbeiteten Szenen für die Gegenwartsteile der Handlung mit bloßen Skizzen für die Rückblenden einen adäquaten Stil für seine vielschichtige Erzählung gefunden. Seine Meisterschaft liegt dabei vor allem in der Evozierung einer melancholischen Tristesse, die er einem Italien abgewinnt, das in seiner Kälte so gar nicht den üblichen Klischees des Landes entspricht. Der knappe Umfang von nur 32 Seiten trägt ein Übriges dazu bei, dass die Geschichte so konzentriert erscheint, als wolle sie die Essenz des Erzählens herstellen. |
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