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Istanbulles in Erlangen
Comics und Satire in der Türkei
26. bis 29. Mai
Öffnungszeiten: Do 12–19, Fr/Sa 10–19, So 10–18 Uhr Kongresszentrum Heinrich-Lades-Halle, Großer Saal
Tuncay Akgün, Bülent Arabacıoǧlu, Kemal Aratan, Yılmaz Aslantürk, Atilla Atalay, Ege Avcı, Bahadır Boysal, Mehmet Ҫaǧҫaǧ, Ramize Erer, İlban Ertem, Gürcan Gürsel, Ersin Karabulut, Devrim Kunter, Bora Orcal, Selҫuk Orhen, Emre Orhun, Galip Tekin, Memo Tembelҫizer, Bülent Üstün und Ahmet Yılmaz
Die gezeichnete Staatskritik in der Türkei blickt auf eine lange Tradition zurück. Schon im 19. Jahrhundert wurden politische und gesellschaftliche Konflikte satirisch reflektiert. So gab zum Beispiel das umfangreiche Riechorgan des letzten Sultans Abdülhamid II. Anlass zu spöttischen Zeichnungen. Dem osmanischen Herrscher missfielen die Nasenwitze seiner Untertanen so sehr, dass er kurzerhand verbot, das Wort „Nase“ schriftlich zu verwenden. Was die Karikaturisten umso mehr dazu veranlasste, das Thema zeichnerisch zu verarbeiten. Die Geburtsstunde der bis heute in der Türkei so wichtigen Zeitungs-Karikaturen.
Eine Blüte erlebten Karikatur und satirische Zeichnung in den 70er- und 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts: Das Karikatur-Magazin „Gırgır“ („Spaß“), gegründet von der inzwischen verstorbenen Zeichner-Ikone Oğuz Aral, verkaufte zu dieser Zeit bis zu 500.000 Exemplare pro Woche und hatte Millionen von Lesern. Aral selbst prägte eine ganze Generation von jungen türkischen Zeichnern, von denen viele später eigene Magazine gründeten. Zeitschriften wie „LeMan“, „Penguen“ oder „Uykusuz“ sind diesem Umfeld entwachsen und heute dem Großteil der türkischen Bevölkerung geläufig. Trotz der häufig umstrittenen Themen, die hier offen verhandelt werden, würde kaum ein Kioskbesitzer darauf verzichten, sie im Programm zu führen.
Der türkische Comic unterliegt seither einer anhaltenden lebendigen Wandlung. Politische Auseinandersetzungen werden ebenso in die öffentliche Debatte überführt, wie häusliche Gewalt, Geschlechterfragen oder die Rolle des Islam. Namen wie Galip Tekin, Ersin Karabulut, Tuncay Akgün oder Memo Tembelҫizer stehen für eine eindrucksvolle türkische Zeichner-Generation und die Comic-Magazine, für die sie arbeiten, spielen eine wichtige gesellschaftliche Rolle. Die Ausstellung „Istanbulles in Erlangen“ – benannt nach dem jungen Istanbuler Comic-Festival „Istanbulles“, die der französische Comic-Journalist und Türkei-Experte Didier Pasamonik für den 17. Internationalen Comic-Salon Erlangen zusammengestellt hat, präsentiert eine aktuelle Zeichner-Szene, die sich kritisch und weltoffen mit den politischen Fragen ihrer Generation befasst – argwöhnisch beobachtet von der türkischen Regierung und immer wieder Repressionen ausgesetzt. Einige der nach Erlangen eingeladenen Künstler sind in der Türkei weit über ihre Comics hinaus bekannt und zählen zu den prominenten Oppositionellen in ihrer Heimat. In mehreren begleitenden Veranstaltungen wird sich der 17. Internationale Comic-Salon daher in diesem Jahr mit der Situation der Künstler in der Türkei und dem Thema Pressefreiheit befassen.
Im Januar 2015, nach den Anschlägen auf die Karikaturisten von „Charlie Hebdo“ veröffentlichten die Zeitschriften „Uykusuz“, „LeMan“ und „Penguen“ als Zeichen der Trauer und der Solidarität ein schwarzes Cover mit den französischen Worten „Je suis Charlie“. Ein bedeutender Schritt unter den Augen eines Staatsapparats, in dem der Islam vermehrt an Einfluss gewinnt und die Meinungs- und Pressefreiheit zunehmend in Frage gestellt wird.
Eine Ausstellung des Internationalen Comic-Salons Erlangen in Zusammenarbeit mit „Istanbulles – Internationales Comic-Festival Istanbul“, dem Comic-Magazin „Uykusuz“ sowie dem ERBEŞ e. V. – Förderverein Städtepartnerschaft Erlangen-Beşiktaş.
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