Cargo. Comic-Reportagen aus Israel und Deutschland
Tim Dinter, Jan Feindt, Jens Harder, Rutu Modan, Guy Morad und Yirmi Pinkus

15. bis 18. Juni 2006

Öffnungszeiten: Do 12-19, Fr/Sa 10-19, So 10-18 Uhr
1. Stock, Bürgermeistergang
Rathaus

Dass der Comic sich verstärkt aktuellen gesellschaftlichen Themen zuwendet, zeigt das von Jens Harder initiierte Projekt Cargo. Im Rahmen des 40jährigen Jubiläums der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel realisierten sechs junge Comiczeichner aus Deutschland und Israel eine Comicreportage über das jeweils andere Land.
Dafür sind im Frühjahr 2005 Tim Dinter, Jan Feindt und Jens Harder nach Israel sowie Rutu Modan, Guy Morad und Yirmi Pinkus nach Deutschland gereist, um Material für eine Reportage über Leben und Kultur des jeweiligen Gastlandes zusammenzutragen. Die entstandenen Geschichten wurden im selben Jahr in einem Comicband veröffentlicht und im Rahmen einer Wanderausstellung bereits in Berlin, Tel Aviv und Jerusalem gezeigt. Ziel des Projekts ist der kulturelle Dialog zwischen Deutschland und Israel und die Darstellung der Facetten des Lebens durch das junge Genre der Comicreportage.
So stehen in der ersten Geschichte von Tim Dinter Protagonisten der Tel Aviver Kunst- und Musikszene und ihr tägliches Auskommen im Metropolenleben im Zentrum der Handlung. Yirmi Pinkus unterlegt seine Beobachtungen im heutigen Deutschland zwischen Schwarzwald und Berlin mit Celans „Todesfuge“ und schafft somit ein beklemmendes Doppelporträt als Spagat zwischen heute und damals. Wieder in Nahost, begleitet man Jan Feindt auf seiner Reise durch die Negev-Wüste zu einem Beduinendorf, wobei eindrucksvoll die schwierigen Lebensbedingungen der dortigen Bewohner geschildert werden. Eher heiter, wenn auch mit diskret versteckten Nadelstichen, kommen Rutu Modans großformatig illustrierte Tableaus des Berliner Großstadtlebens daher, in denen sie sehr detailreich Szenen in Cafés, Ausstellungen und der U-Bahn ausbreitet. Jens Harder gibt einen Einblick in das Nebeneinander der drei in Jerusalem präsenten monotheistischen Weltreligionen und begleitet den Leser durch die christlichen, muslimischen und jüdischen Altstadtviertel bis nach Bethlehem. Zum Abschluss des Buches zeigt Guy Morad die Möglichkeit einer Beziehung zwischen einem Juden und einer Muslimin auf – in Form einer halbfiktiven Geschichte, in der sein Alter Ego sich auf Berlinbesuch in eine Türkin verliebt.
Die Ausstellung zeigt neben Originalzeichnungen aus fünf der sechs Arbeiten (Rutu Modan arbeitete rein digital) auch Entwurfszeichnungen und Skizzenbücher, Farbplots einzelner Panels und fertiger Seiten sowie Recherchematerial und eine Auswahl von einigen Hundert Fotoaufnahmen aus Israel.

Tim Dinter (de)
Geboren 1971 in Hamburg. Bereits 1987 nahm er Comicunterricht in der „École des Arts“ in Brüssel, später schloss er eine Ausbildung als Schriftsetzer in Landshut ab. Danach studierte er Kommunikationsdesign an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und arbeitet seitdem als Comiczeichner und Illustrator in Berlin. Mitglied von „Monogatari“ (gegründet 1999 in Berlin), einer Gruppe von sechs Comiczeichnern, die mit ihren Comicreportagen bekannt wurden.
www.monogatari.de
Jan Feindt (de)
Geboren 1975 in Lüneburg. Illustrationsstudium am „Vital – Center of Graphic Design“ in Tel Aviv bei Rutu Modan und Yirmi Pinkus. Lebt mit seiner israelischen Frau Ayelet und der gemeinsamen Tochter Aya als Illustrator derzeit in Berlin.
www.janfeindt.de
Jens Harder (de)
Studierte Grafik an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee sowie der „École des Beaux Arts“ in Marseille. War 1999 Mitbegründer der Zeichnergruppe „Monogatari“, die vor allem mit der Veröffentlichung von Comicreportagen Furore machte. Erhielt 2004 den Max und Moritz-Preis für sein Comicalbum „Leviathan“. War von 2005-2006 Stipendiat der UdK Berlin für das gerade entstehende Comicalbum „ALFA“. Arbeitet heute als Illustrator und Comiczeichner in Berlin.
www.monogatari.de
Rutu Modan (il)
Rutu Modan ist eine israelische Comic-Autorin und Illustratorin. Sie zeichnet viele Comicstrips für die größten einheimischen Tageszeitungen und war Editorin der israelischen Auflage des MAD-Magazins. Seit 1995 Mitglied der Künstlergruppe „Actus Independent Comics“, die sich auch als Eigenverlag betätigt. Rutu arbeitet für Zeitschriften, Magazine und Bücher, aber auch als Animatorin für zahlreiche TV- und Multimedia-Projekte. Bereits vier Mal erhielt sie den „Best Illustrated Children’s Book Award“ des Israel-Museums Jerusalem (1998, 2000, 2002 und 2004). Die israelische Stiftung für herausragende Kunst wählte sie zum Künstler 2005. Rutu ist Dozentin für Comic und Illustration an der „Bezalel Akademie für Kunst und Design“ in Jerusalem. Sie lebt mit ihrer Familie in Tel Aviv.
www.actustragicus.com
Guy Morad (il)
Geboren 1975 in Israel. Absolvent der „Bezalel Akademie für Kunst und Design“, Jerusalem 2001. Gewinner des „Yossi Stern Award“ 2001 für sein Abschlussprojekt. Arbeitet seitdem als Illustrator und Comiczeichner für Tageszeitungen, Magazine, Bücher und Werbekampagnen. Ist Mitglied der israelischen Comicgruppe „Dimona“, die bisher drei Comicbände veröffentlicht hat. Zeichnete außerdem bereits Comicgeschichten für die slowenische Comic-Anthologie „Warburger“ (Stripburger 2003) sowie für das Schweizer Comic-Magazin „Strapazin“ (2005).
www.dimona.tk
Yirmi Pinkus (il)
Yirmi Pinkus ist einer der prominentesten Illustratoren Israels. Seine Arbeiten werden regelmäßig in verschiedensten Zeitungen und Magazinen in Israel, Deutschland und den USA veröffentlicht. Momentan arbeitet er als politischer Cartoonist für die israelische Tageszeitung „Yedioth“. Seit 2001 ist Yirmi Leiter des Fachbereichs Illustration am „Shenkar College“ in Israel, 2004 erhielt er den Design-Award des israelischen Kulturministeriums. Yirmi ist Mitglied der Künstlergruppe „Actus Independent Comics“.
www.actustragicus.com

Die Ausstellung CARGO wurde gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und das Goethe-Institut Tel Aviv.

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