Kugelblitz. Comic und Illustration aus Deutschland und Japan
Moga Mobo vs. Nou Nou Hau: Titus Ackermann, LeGron, Jonas Greulich, Kaori Kuniyasu, Motonobu Hattori, Bob (Takashi Okazaki), Hiroyuki Hiwatashi, Ryoji Shibasaki und Smelly (Dai Okozaki)

15. bis 18. Juni 2006

Öffnungszeiten: Do 12–19, Fr/Sa 10–19, So 10–18 Uhr
Großer Saal
Kongresszentrum Heinrich-Lades-Halle

Vor einigen Jahren entdeckten sich die deutsche Künstlergruppe Moga Mobo und die japanische Künstlergruppe Nou Nou Hau im Internet – und eine Ozeane und Kontinente überwindende wunderbare Zusammenarbeit und Freundschaft nahm ihren Lauf.
Moga Mobo, die „Comix für alle“ machen, und Nou Nou Hau, die „tun was sie wirklich tun wollen“, verband von da an ein ständiger kreativer Austausch, der sich nun in einem gemeinsamen Projekt objektiv bemerkbar macht: Einer Einladung des Goethe Instituts Tokyo folgend, reisten die Mitglieder von Moga Mobo zur Recherche nach Tokyo. Während dieses Besuches entstand das Konzept für das Projekt „Kugelblitz“, hinter dem sich eine Vielzahl von Aktivitäten verbirgt.
Kernstück ist die Gemeinschaftsausstellung, wie sie in Erlangen zu sehen ist, die sowohl einen Überblick über das Schaffen der einzelnen Mitglieder, als auch eigens für die Ausstellung entworfene Arbeiten zeigt. Zusätzlich umfasst „Kugelblitz“ eine Website, T-Shirts, ein Buch und vieles mehr.
Die Stile und die Medien der neun Künstler könnten unterschiedlicher kaum sein. Doch das Fundament all ihrer Arbeiten ist die Liebe zu Comics – und die sie antreibende, alle kulturellen Unterschiede überwindende kreative Energie. Der symbolische Stellvertreter dieser Energie zieht sich in Form einer Kugel wie ein roter Faden durch die ganze Ausstellung, um letztendlich in einer furiosen Skulptur zu explodieren – dem Kugelblitz.
Der erste Teil der Ausstellung gibt einen Einblick in die Arbeit der einzelnen Künstler und damit Raum für die unterschiedlichsten Ausdrucksformen: Comic, Illustration, Puppenspiel, Performancekunst, Animation, Film und Video. Zusätzlich dienen Skulpturen, die das Kugelthema aufgreifen, als dreidimensionales Logo. Dadurch wird dem Zuschauer eine Zuordnung zu den Kugelblitz-Arbeiten im zweiten Teil ermöglicht.
Der zweite Teil der „Kugelblitz“-Ausstellung besteht aus exklusiv für die Ausstellung angefertigten Comics der Künstler von Moga Mobo und Nou Nou Hau. Die zur Kugel gewordene kreative Energie wird von Comic zu Comic in unterschiedlichster Gestalt weitergereicht und fungiert als auslösendes und verbindendes Element der außergewöhnlichen Stilvielfalt. Am Ende verlässt die Kugel die Zweidimensionalität der Comicwelt und explodiert voll Kreativität in einer furiosen Skulptur, die neue Ideen und Vorstellungswelten freisetzt.
Die Ausstellung „Kugelblitz“ wurde im Juli 2005 in der Hillside Gallery, Tokyo, eröffnet und zu einem großen Publikumserfolg. Zu Recht, denn Kugelblitz ist nicht nur ein ansprechendes Beispiel für die kreative Energie interkulturellen Austauschs, sondern auch ein überzeugendes Modell für die Möglichkeit, trotz individueller Ausdrucksformen eine gemeinsame Sprache zu finden. Die Kugelblitz-Comics und ihre Entstehung stehen symbolisch für das, was Titus Ackermann einen „tiefen Schluck aus der Weltverständnistasse“ nennt: „Nachts liegt man sich in den Armen, feiert und diskutiert stundenlang den dritten Teil von Star Wars und am nächsten Tag herrscht wieder völliges Unverständnis.“

Moga Mobo, das sind Titus Ackermann, Jonas Greulich und Thomas Gronle (LeGron), die sich aufgrund ihrer gemeinsamen Liebe zu Comics, Illustrationen, Grafik, Skulpturen und Messebauten zusammenfanden. Das Herz des Projekts ist das 1994 in Stuttgart gegründete Comic-Magazin Moga Mobo – ein deutschlandweit einzigartiges Heft. Nur durch Werbung finanziert, wird es in Berliner und Stuttgarter Bars, Clubs und Kinos kostenlos verteilt und in Comicläden in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgelegt. Format, Aussehen und Thema wechseln in jeder Ausgabe. Mittlerweile veröffentlicht Moga Mobo Arbeiten von Comiczeichnern aus aller Welt und erhielt 2002 den Max und Moritz-Preis in der Kategorie Beste deutschsprachige Comic-Publikation / Eigenproduktion für „100 Meisterwerke der Weltliteratur“ (Moga Mobo, Bostel Produktion). www.mogamobo.com

Auch Nou Nou Hau ist ein Comicmagazin, das seit 1998 von den japanischen Künstlern Motonobu Hattori, Hiroyuki Hiwatashi, Kaori Kuniyasu, Dai Okazaki (Smelly), Takashi Okazaki (Bob) und Ryoji Shibasaki herausgegeben wird. Die sechs japanischen Künstler verbindet seit ihrer Studienzeit die Sehnsucht nach einer individuellen Ausdrucksform in den Bereichen Comic, Illustrationen, Animationen, Game-Design und Performance, jenseits von markttauglicher Anpassung: „Es gibt sieben Weltmeere; irgendwo dort draußen muss es jemanden geben, der uns versteht! Nur für jene zeichnen wir! Wir machen nur, was wir wollen. Ein Anspruch, der sich seitdem als nicht zu hoch gegriffen erweist. Nach dem erfolgreichen Start ihres Hefts machten sie dessen Namen zum Oberbegriff für alle ihre gemeinsamen Aktionen. Heute reichen die Aktivitäten einiger Nou Nou Hau-Mitglieder im Bereich Kunst, Comic und TV sogar bis nach Hollywood.

Titus Ackermann (ch)
Geboren 1970 in Basel, Gründungsmitglied von Moga Mobo. Er hat bei Professor Heinz Edelmann an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und in Glasgow an der Macintosh School of Art Illustration studiert. Seit 1999 lebt und arbeitet er in Berlin. Er arbeitet für Zeitschriften, Verlage und große Werbeagenturen als Illustrator und Charakterdesigner, u. a. für die Deutsche Bahn (DB). Für die DB hat er den bekannten Kinderbuchcharakter Oli entwickelt, der seit Jahren mit seinen Abenteuern den kleinen Bahnreisenden die Fahrt verkürzt. Er hat mehrere Preise gewonnen, u. a. bei den „100 Besten Plakaten“ und Bologna International Childrens Book Fair.
Jonas Greulich (de)
Anfang der Siebziger, als ich klein war, lebte ich eine Weile in einer echten Hippiekommune bei München. Dann sind meine Eltern doch Ärzte geworden. Zum Glück! Sie steckten mich auf eine althumanistische Schule, um Latein, Griechisch und diverse andere tote Sprachen zu lernen. Statt dessen lernte ich Comics zu zeichnen. 1994 gründeten wir Moga Mobo, um ebendiese zu veröffentlichen. 1995 wurde ich an der Filmakademie Baden-Württemberg angenommen. 2001, als ich mein Diplom als Regisseur bekam, wurde in Deutschland die Krise der Filmindustrie ausgerufen. Ich begann als Illustrator mein Geld zu verdienen. Momentan arbeite ich an einem Kurzfilm, zu dem ich das Drehbuch geschrieben habe und Regie führe. Er handelt von zwei Vampiren, die ein Blutspendemobil entführen.
LeGron (de)
Thomas Gronle wurde 1970 in der Nähe von Stuttgart geboren. Von 1991 bis 1998 studierte er an der Hochschule der Künste, Saarbrücken, und am Brüsseler Comic-Institut St. Luc. Er erhielt ein Diplom als Kommunikationsdesigner und eines als Comiczeichner. Nach dem Studium zog er nach Berlin und wurde 1999 Mitglied bei Moga Mobo. Im gemeinsamen Studio arbeitet er als freier Illustrator und Comiczeichner für namhafte Werbeagenturen und Kunden aus ganz Deutschland. Er entwirft Zeichentrickfilme fürs Fernsehen und designt Onlinespiele fürs Internet. Sein innovativer Onlinecomic „Die Abenteuer des Herrn Dr. Nordten“ gewann 2003 auf der Frankfurter Buchmesse den Goldenen Avatar.
www.gronle-legron.de
Bob (jp)
Takashi Okazaki arbeitet als Illustrator, Comiczeichner, Designer und Live-Painting-Peformer. Außerdem hat er an Filmen unter der Regie von Katsuyuki Motohiro mitgearbeitet, am Design von „Space Travellers“ und am Characterdesign von „Odoru Dai Sousa sen 2“. In letzter Zeit arbeitet er hauptsächlich für internationale Auftraggeber, unter anderem an Illustrationen für die DVD-Version von „Spider-Man 2“ und am CD-Comic für „Blade III“. Und seine eigene Serie „Afrosamurai“ aus dem Nou Nou Hau-Magazin wird gerade in Hollywood verfilmt!
Motonobu Hattori (jp)
Geboren 1972, studierte an der Tama Art University. Er ist Comiczeichner und Illustrator mit einer Vorliebe für das Motiv der japanischen Streitaxt „Obahan“ und arbeitet für verschiedene Magazine. Auszüge seiner Arbeiten: „Jitsuroku Manga“ in „B-Geeks“, Sansai Books Co. (2001–03); Comic „Oba Chase” in „Mansen-Sprits”, Shogakukan Inc. (2002); „Die Geschichte der raffgierigen Obahan”, „Zeni-Oba” in „Zeni-Mag”, Sansai Books Co.; „Hentai No Hanamichi” in „Manga Jitsuwa Knuckles”, Million Publishing; „CV-Yarou”, eine Serie in „CV”, Ohta Publishing Co.; Comic über Klatschgeschichten in „Comic Wides How”, Yosensha; „Namadashi! Dokusha-Jiru” im „Weekly Playboy”, Shueisha Inc.; Illustration für Mr. Kazuya Karasawa’s „Owarai Punch Line” in „Pia Kansai”.
Hiroyuki Hiwatashi (jp)
Arbeitet in den Bereichen Illustration, Design, 3D-Animation und Film. Auszüge aus seiner Arbeit: Logodesign für die populäre Fernsehsendung „Daikaizou Gekiteki Before After“ (ABC); Characterdesign und Art Direction für „Tsuhan-Man“ (ABC) und „SRS-Special Ring Side“ (FNS); Logodesign für „Dekichatta Kekkon“ (FNS); Film für „Gitadorando“ (Konami); Visual design für „Kinniku-Kaiou-Viking“.
Kaori Kuniyasu (jp)
Puppen- und Trickfilmkünstlerin. In ihren Arbeiten äußert sich ein eigener Blick auf eine Welt, in der sich Niedlichkeit und Horror vermischen. Auszüge aus ihren Arbeiten: MTV Japan Station ID REM-TV Series (1998); Knetanimation für eine Pressekonferenz für die Serie „Kyorochan“ (1999); Animation für „Tokyo zansu-Tokyo escalator“, Regie: Naoko Nozawa (2000); Puppen in der Eröffnungsszene von „Koi ni Utaeba“, Regie: Shusuke Kaneko (2002).
Ryoji Shibasaki (jp)
Versucht seinen eigenen Blickwinkel auf eine sich stets verändernde Welt zu behalten; für ihn existieren Hip Hop und Kinderbuchillustration gleichberechtigt nebeneinander. Seine Arbeiten erschienen im Nou Nou Hau-Magazin Vol. 0-6. Er ist der einzige Amateur unter den Nou Nou Hau-Mitgliedern. Momentan widmet er sich dem Management des Familienbetriebs, eine Fabrik für Präzisionsbauteile und ein Schmuckstück Japans. Gleichzeitig lauert er voller Tatendrang darauf, eine bedeutende Rolle bei der Geburt einer neuen japanischen Kultur zu übernehmen.
Smelly (jp)
Dai Okazaki kommt gerade mit seinem Motto „Be smelly, Be correct, Be beautiful“ als Performancekünstler groß raus. Nach einigen Auftritten in der in Japan bekannten Show „Takeshi no dare demo Picasso“ (1998) wurde er die neue heiße Nummer. Eine Auswahl seiner Auftritte: Eigene Ausstellung im Hakone Open-Air Museum (2000); „Skip Race“ für eine Ausstellung auf dem Rotterdamer Film Festival (2000); Auftritt bei „PV“ von Takkyu Ishino (2001); Post Pet Exercise (2001); Performance zur Eröffnung des Mori Art Museums (2003); Ausstellung beim Kirishima Open-Air Museum; weitere Auftritte in NYC, Sydney, Bangkok, Rom und Berlin.

Die Ausstellung wurde realisiert mit der Unterstützung des Goethe-Instituts und der Kulturstiftung des Bundes.

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externer Link www.kugel-blitz.com


 
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