Nicolas Mahler
aktuell: Das Unbehagen
Edition Moderne

Nicolas Mahler ist in vielfacher Hinsicht eine Ausnahme. Einerseits ist er ein österreichischer Zeichner, der in Deutschland und der Schweiz bekannter ist, als in Österreich. Andererseits ist er aber auch ein deutschsprachiger Zeichner, der im französischen Sprachraum bekannter ist, als im deutschsprachigen. Was unter anderem dazu führt, dass viele seiner Originalpublikationen, wenn auch in Deutsch verfasst, zuerst in einer Fremdsprache erscheinen. Außerdem ist Mahler ein Comic-Zeichner, dessen Comics meist eher Cartoons gleichen. Und ein Cartoonist, dessen Cartoons stets eine extreme Nähe zu Comics besitzen.
Darüber hinaus ist Nicolas Mahler aber vor allem eines: ein künstlerischer, bisweilen poetischer Minimalist des Zeichenstifts sowie ein Autor mit stets originellem, oft intellektuellem und fast immer skurrilem Humor. Dass er es trotz dieser teilweise scheinbar sperrigen Voraussetzungen – intellektuell und künstlerisch – schafft, ein großes internationales Publikum für seine feinen Humorzeichnungen zu begeistern, ist seine wahre Kunst. Egal, ob es sich um Szenen aus seinem eigenen Leben („Kunsttheorie versus Frau Goldgruber“), die wahrscheinlich reduziertesten Comic-Strips der Welt („Flaschko – der Mann in der Heizdecke“) oder um kafkaeske Minidramen („Kratochvil“) handelt, immer wieder gelingt es Mahler, seine Leser zu überraschen, einzufangen, ja, süchtig zu machen auf die Erlebnisse der scheinbar einfach so dahingekritzelten Protagonisten.
Denn noch eine weitere Besonderheit zeichnet die Mahlerschen Werke aus: seine Figuren haben bis auf die Nasen im Laufe seiner zeichnerischen Entwicklung sämtliche Gesichtszüge verloren. Streng genommen haben sie bis auf eine Art Knubbel mit Frisur oder Hut überhaupt keine Köpfe mehr. Was Mahler jedoch nicht im Geringsten daran hindert, die gesamte Bandbreite der menschlichen Gefühlspalette in seinen Arbeiten darzustellen.
„Ein begnadeter Humorist“ schreibt die Neue Zürcher Zeitung, dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
HAH



 
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