Benoît Broisat - Die Innenwelt der Außenwelt
Videos und Bilder

27. Mai bis 25. Juni 2006

Öffnungszeiten 15. bis 18. Juni:
Do 10–19, Fr 10–21, Sa 10–19, So 10–18 Uhr
sonstige Öffnungszeiten: Di–Fr 10–18, Sa/So 10–17 Uhr
Führungen durch die Ausstellung 15. bis 18. Juni:
täglich, 15 Uhr
Städtische Galerie Erlangen

Die Videokunst ist zwar längst museumsreif und darf, wenn es um Zeitgenössisches geht, nicht fehlen. Sie ist aber schwerer fassbar als etwa Gemälde, Zeichnungen oder Fotografien. Wenn auch inzwischen Teil der bildenden Kunst, so ist der alte Gegensatz von Medienkunst und bildender Kunst immer noch nicht aufgehoben. Zu tun hat das nicht zuletzt mit den Erwartungen, die mit einem Museumsbesuch verbunden sind. Da die bewegten Bilder mehr Zeit, also ein mehrminütiges Verweilen vor einem Monitor oder vor einer Leinwand erfordern, um ganz erfasst zu werden, wird nicht nur die Geduld auf die Probe gestellt, sondern auch der übliche Sehrhythmus des Museumsbesuchers gestört, der gewohnt ist, von Gemälde zu Gemälde zu flanieren. Spannend in dem Zusammenhang sind die einzigartigen Videos des 25jährigen Franzosen Benoît Broisat, der vor drei Jahren sein Studium an der Kunsthochschule in Grenoble beendet hat und seitdem in Paris lebt. Für ihn stellt das Video nur eine von vielen Möglichkeiten dar, ganz klassische Themen auf ganz ungewohnte Weise zum Ausdruck zu bringen. Um sich nicht von Bildern abhängig zu machen, die er außerhalb von sich vorfindet, und weil es ihm um den Zauber, die Wahrnehmung, die Entdeckung und die Befragung von Innenbildern geht, begibt er sich nicht etwa auf die Suche nach realen Orten, die seinen künstlerischen Vorstellungen entsprechen. Vielmehr agiert er zunächst als Maler wie als Zeichner, um Bilder nach seiner Erinnerung zu imaginieren. Eingescannt, lassen diese sich mit Hilfe des Computers in eine filmische Bewegung versetzen. In „Bonneville“ wohnen wir beispielsweise einem ganz unspektakulären, so stillen wie un-kommentierten Spaziergang bei, der an Hochhäusern vorbei, durch Straßen und über einen Friedhof hinweg führt, der sein Geheimnis bewahrt. Nichts passiert da. Weder wird eine Geschichte erzählt, noch werden Situationen beschrieben. Und trotzdem wird das Auge in eine seltsame Spannung versetzt und zur Aufmerksamkeit gezwungen. Aufgrund der Verlangsamung, mit der hier Orte erblickt, abgeschritten und abgetastet werden, ahnt man, dass diese keine anonymen, sondern voller Erinnerungen und mit Bedeutungen behaftet sind. Doch diese bleiben bis zum Ende unbenannt. In dem Video „Imaginary Landscape #2“ wird eine Reise mit dem Zug durch eine prächtige Landschaft beschrieben. So, wie hier Bäume, Hügel, Landschaften an einem vorbeiziehen, so stark wächst da auch das Gefühl dafür, dass zwischen uns und der Welt, der wir tagtäglich begegnen, das Bewusstsein wie eine unüberwindbare Mauer steht. So sinnlich, poetisch und schön die Bilder sind, die Broisat seinem Innern entnimmt, so sehr gelingt es ihm, darüber Reflektionen bei dem Betrachter auszulösen, die essentielle Fragen berühren. Die Frage nach der Identität wird da ebenso gestellt wie die Frage nach dem, was Erinnerung heißt. Broisat stimmt mit dem berühmten französischen Philosophen Bergson darin überein, dass das Auge unsere Vision der Welt begrenzt. Die Ausstellung „Benoît Broisat: Die Innenwelt der Außenwelt. Videos und Bilder“ in der Städtischen Galerie Erlangen anlässlich des 12. Internationalen Comic-Salons wird von Heinz-Norbert Jocks kuratiert, der u. a. als Korrespondent des Kunstmagazins „Kunstforum International“ tätig ist und bereits die Ausstellung „Das Medium ist ein Medium ist ein Medium. Gerhard Vormwald und Vincent Voillat“ für die Städtische Galerie konzipierte.
Heinz-Norbert Jocks

Eine Ausstellung der Städtischen Galerie Erlangen anlässlich des 12. Internationalen Comic-Salons Erlangen

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