Manga made in Germany
DuO, Anike Hage, Judith Park, Christina Plaka, Fahr Sindram aka FahrLight, Nina Werner, Gina Wetzel und Ying Zhou-Cheng

15. bis 18. Juni 2006

Öffnungszeiten: Do 12–19, Fr/Sa 10–19, So 10–18 Uhr
Großer Saal
Kongresszentrum Heinrich-Lades-Halle

Es tut sich was in der deutschen Zeichnerlandschaft: Die Mädchen sind auf dem Vormarsch! Der Manga hat für den deutschen Comicmarkt eine ganz neue Leserschaft erschlossen, die sich nicht mit dem Konsumieren von Comics zufrieden gibt, sondern auch selbst aktiv wird. Dieser Tatsache soll mit der Ausstellung „Manga made in Germany“ Rechnung getragen werden: Hier werden acht junge Zeichnerinnen vorgestellt, deren Arbeiten illustrieren, wie vielfältig die deutsche Mangaszene mittlerweile ist – und wie sehr die deutschen Mangaka sich bereits von ihren Vorbildern gelöst und einen eigenen Stil entwickelt haben. Auch ihre Arbeitsweisen und Themen werden in „Manga made in Germany“ präsentiert.
Seit Manga in Deutschland gelesen werden, gibt es eine aktive Fanszene dazu. Die Leserinnen und Leser der Comics aus Japan und neuerdings auch der koreanischen Manhwa interessieren sich umfassend für asiatische Kultur, organisieren sich in Vereinen, chatten in zahlreichen Foren und sind insgesamt ein überaus anspruchsvolles Publikum. Und ebenso kreativ: Viele der Fans zeichnen selbst, nehmen an Fanart-Wettbewerben teil und veröffentlichen eigene Dojinshi, d.h. Fanart. Bei den Wettbewerben haben auch die Verlage das Potenzial deutscher Mangaka entdeckt. Nina Werner schaffte so den Sprung zu Carlsen, Ying Zhou Cheng fand einen Platz bei EMA.
Seit einigen Jahren veröffentlichen die Verlage Manga made in Germany, zunächst in Magazinen wie „Daisuki“ und „Manga-Twister“, und wenn ein Titel sich dort bewährt, auch als eigenständiges Taschenbuch. Diesen Weg nahm z.B. die Space-Comedy „Mon-Star Attack“ der Zeichnerinnen Asu und Reami, bekannt unter dem Namen DuO. Doch nicht nur die großen deutschen Mangaverlage nehmen sich der Nachwuchszeichnerinnen an, es entwickelt sich gleichzeitig auch eine Manga-Independentszene. Dazu gehört auch Fahr Sindram, die beim Independent-Verlag Schwarzer Turm das Mangaprojekt „Paper Theatre“ mitgestaltet. Ihr eigener Manga „Losing Neverland“, der sich kritisch mit Kinderprostitution auseinandersetzt, wird ebenfalls bei einem Kleinverlag, Butter and Cream, erscheinen.
Diese vielfältigen Veröffentlichungsmöglichkeiten erlauben es den Zeichnerinnen, sich in verschiedenen Genres auszudrücken: Science-Fiction, Comedy, Liebesgeschichten, melancholische Stories ... Gina Wetzel widmet sich in ihrem Manga „Orcus Star“ gar dem Leben nach dem Tod!
Mittlerweile sind deutsche Mangas so erfolgreich, dass sie auch in anderen Ländern veröffentlicht werden. So wird z. B. „Gothic Sports“ von Anike Hage in Frankreich verlegt, „Yonen Buzz“ von Christina Plaka erscheint neben Frankreich auch in den USA. Im internationalen Händlerkatalog „Previews“ nahm die Werbung für ihren Manga eine bemerkenswerte halbe Seite ein. Judith Parks „Dystopia“ erscheint in Frankreich, Griechenland und Italien. Ihr Manga „Y-Square“ erscheint in Frankreich, Griechenland, Russland, Korea (!) und Italien. Nina Werners „Jibun Jishin“ gibt's in Frankreich und Griechenland. Diese Titel sind im Ausland also durchaus konkurrenzfähig mit Manga aus Japan. Judith Park hat es mit ihren Manga „Dystopia“ und „Y-Square“ zu einer Berühmtheit geschafft, an der auch RTL nicht vorbei kam: Judith konnte in Stern TV zeigen, dass Mangas nicht so einfach zu zeichnen sind, wie es dem ungeübten Auge erscheinen mag.
Die Entwicklung auf dem deutschen Mangamarkt sollte man also aufmerksam verfolgen, denn hier etablieren sich Zeichnerinnen in einem Bereich, der bislang den Männern vorbehalten war. Im Japanischen gibt es eine eigene Bezeichnung für Mädchen-Manga: Shojo. Dabei unterscheiden sich ihre Themen gar nicht so sehr von denen ihrer Kollegen: Weltraumfahrerinnen, Sportlerinnen und Weltenretterinnen spielen hier die Hauptrollen. Der Unterschied liegt in der psychologischen, introspektiven Ebene, die den Erzählungen zugrunde liegt. Und deshalb lohnt sich der Blick durch die Augen des anderen Geschlechts auch für männliche Comicleser. Manga haben einen festen Platz auf dem deutschen Comicmarkt, und die Zeichnerinnen haben es verdient, als Künstlerinnen ebenso gewürdigt zu werden wie Vertreter der frankobelgischen oder amerikanischen Richtung. Die Platzierung der Ausstellung „Manga made in Germany“ im Großen Saal, der zu diesem Comic-Salon dem deutschen Comicschaffen gewidmet ist, trägt dem Rechnung. Und damit die Betrachter selbst aktiv werden können, gehört zu dieser Ausstellung im Großen Saal auch eine Aktionsfläche: das Klassenzimmer. Dort finden Workshops statt, und man kann dort selbst zeichnen oder einfach nur lesen.
Constanze Döring, Jutta Harms

DuO (de)
DuO, das sind die beiden deutschen Manga-Zeichnerinnen Asu und Reami. Asu, geboren 1986 in Khmelnitskij (Ukraine) und Reami, geboren 1985 in Gdansk (Polen), zählen mittlerweile zu den neuen Stars am Mangaka-Himmel. In „Manga Power“ wurde 2003 ihre Kurzgeschichte „Rabu Rabu Butabara“ veröffentlicht. Im Dezember erschien bei EMA der erste Band ihrer Reihe „Mon-Star Attack“, der im Manga Twister vorabgedruckt wurde. Damit ihnen nicht langweilig wird, probieren sie möglichst viele Genres aus, von Extrem-Shojo über Mystik und Action bis hin zur Parodie ist alles dabei. Ein wichtiger Punkt ist, dass alle Geschichten in der DuO-Welt spielen, was bedeutet, dass die Charaktere einer Story fröhlich durch die einer anderen spazieren können.
Anike Hage (de)
Anike Hage aus Wolfenbüttel zeichnet schon seit ihrer Grundschulzeit. Damals hat sie zunächst Fan-Arts zu Videospielen angefertigt, sich aber nach und nach auch an eigenen Geschichten versucht. Bekannt wurde sie durch ihren 2. Platz beim Zeichenwettbewerb der Leipziger Buchmesse 2004 in der Kategorie Stories ab 16 Jahren, der ihr den Auftrag für die Gestaltung des Plakats für Leipzig 2005 eingebracht hat. Nach ihrer Teilnahme an dem Sammelband „Manga Fieber“, Band 1, legt Anike mit „Gothic Sports“ ihre erste eigene Serie vor.
www.snow-flake.jp.pn
Judith Park (de)
Geboren 1984 in Duisburg, begann im Alter von sechs Jahren mit dem Zeichnen von Disneyfiguren. In ihrer Kindheit hat sie zudem viel musiziert, sie spielte Klavier und Violine. Erst mit 13 Jahren entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Manga-Zeichnen. Ihr Debüt hatte sie mit der Kurzgeschichte „a rotten day“, mit der sie beim Kölner Manga Magie-Wettbewerb den ersten Platz gewann. 2004 erschien bei Carlsen Comics die Serie „Dystopia“, die 2005 mit dem Sondermann-Publikumspreis der Frankfurter Buchmesse in der Kategorie Manga-Eigenpublikation (national) ausgezeichnet wurde.
Christina Plaka (de)
Wurde 1983 geboren. Ihre ersten Zeichnungen fertigte sie im zarten Alter von vier Jahren an. Seit 1994 beschäftigte Chris sich mit japanischen Anime und Manga, was dazu führte, dass sie drei Jahre später auch ihr erstes eigenes Projekt „Hiro No Destiny“ entwickelte, das bislang allerdings unveröffentlicht blieb. Christina Plaka wurde im Rahmen eines Talentwettbewerbs der Leipziger Buchmesse entdeckt und konnte so ihr Projekt „Prussian Blue“ in dem Magazin Daisuki und als Buch bei Carlsen Comics veröffentlichen. Heute zählt sie zu den bekanntesten Mangaka Deutschlands. „Yonen Buzz“, Band 1 ist in den USA und Frankreich erschienen, Gespräche mit weiteren Ländern wie z. B. Italien und Griechenland laufen bereits.
Fahr Sindram aka FahrLight (de)
Fahr Sindram (Jahrgang 81) kam in einem kleinen lauschigen Örtchen in der Nähe von Kiel zur Welt. Mit zwei Jahren fing sie an, alles mögliche zu bemalen: Klopapier, Rechnungen, Tapeten, Teppiche. Disneyfiguren aller Art reihten sich neben Fantasieprinzessinnen, Ballerinaschweinchen, Rokokosternendamen und Fröschen. Nach einigen Jahren Weltenbummel quer durch Spanien, Portugal und Frankreich zog es sie wieder nach Deutschland. Dort angekommen, verliebte sie sich in die Weltstadt Berlin, in der sie mehrere Jahre verbringen sollte. Dann kam mit Sailor Moon der erste Mangaboom nach Deutschland und Fahr verpasste ihn einfach mal. Doch Gott sei Dank kam alles anders, als sie 1999 eine Ausgabe von Battle Angel Alita in einer Bücherei entdeckte. Fasziniert von den schönen Mädchen und der gleichwohl brutalen Action, begann sie sich immer mehr in die Thematik hineinzulesen, und schon bald war kein Halten mehr. So war es auch nur eine Frage der Zeit, bis Fahr ihren US/Funny-Stil gegen große Augen und kleine Nasen tauschte. Nach einigen mehr oder weniger belanglosen Projekten begann sie 2001 mit ihrem ersten Dojinshi „Scary Nights“, den sie allerdings schnell auf Eis legte, um sich mit Freunden in das Animesprojekt „Abramacabra no Chikara“ zu werfen, an dem sie noch immer mitarbeitet. 2003 veröffentlichte sie dann ihren Online-Dojinshi „Flur – Sodom Sorcerys“ den sie sowohl auf ihrer Homepage als auch auf Animexx.de ausstellte. Doch eine ihrer lange schon, noch vor Entdeckung der Mangas, gehegten Geschichten war „Losing Neverland“. Die Story um den kleinen Strichjungen Laurie kreiste schon lange in ihrem Kopf herum. Zuerst als Dojinshi geplant, war „Losing Neverland“ Fahrs erste wirklich ernsthafte Idee, die sie auch verwirklichen wollte. Auf der Leipziger Buchmesse 2005 war es dann soweit, und Fahr wurde mit ihrer Story bei Butter & Cream unter Vertrag genommen. Was als eine Story mit zwei Bänden begann, wuchs schnell zu 5 Bänden heran. Neben ihrem Debüt wirkt Fahr noch an Paper Theatre vom Schwarzen Turm mit, dessen Entstehung sie vom ersten Moment an mitgestaltete und begleitete.
Nina Werner (de)
Wurde 1986 geboren. Neben Sushi mag sie noch japanische (Horror-)Filme, asiatische Deko-Gegenstände, englische Bücher und Shopping. Als negativ empfindet sie dagegen Zugfahren und Chemie. Wenn sie Zeit zum Fernsehgucken hat, sind ihre Lieblingsserien Desperate Housewives, Detektiv Conan oder Escaflowne – oder es wird ein Videospiel eingelegt, vorzugsweise das erfolgreiche Kingdom Hearts oder einer der Klassiker aus der Zelda-Reihe. Mit ihrem Kurz-Manga „Perfection“ erreichte Nina Werner beim Leipziger Nachwuchs-Wettbewerb Manga-Talente 2003 den zweiten Platz in der Kategorie Manga ab 16. Kurze Zeit später folgte ihr erster Vertrag mit Carlsen Comics, wo ihr Manga „Jibun-Jishin“ erschienen ist.
Gina Wetzel (de)
Gina Wetzel (Nick: Tanuki-chan, 20 Jahre, Sternzeichen Widder) zeichnet, seit sie sich zurückerinnern kann. Schon mit 2 Jahren saß sie nach eigener Aussage fast jeden Tag vorm Fernseher und malte Disney-Figuren nach. Früh fasste sie den festen Vorsatz, dass sie entweder Meerjungfrau oder Trickfilmzeichnerin wird. Bei letzterer Idee ist es dann ja auch geblieben. In der Grundschule entdeckte sie – durch Tezuka-Serien wie Kimba, der weiße Löwe – schließlich ihre Liebe zum Manga. Ihre ersten künstlerischen Ambitionen verwirklichte sie am liebsten auf Servietten, ihren Armen oder in ihren Matheheften, was ihr nicht immer nur Lob einbrachte ... Seitdem hat sie es auf einige Dojinshis und jede Menge Artwork gebracht, zeichnet noch immer in jeder freien Minute und ist auch beruflich über die Meerjungfrau hinausgewachsen.
Ying Zhou-Cheng (de)
Die in Shanghai geborene Ying Zhou Cheng lebt heute in der Nähe von Frankfurt. 2004 gewann sie den Connichi Dojinshi-Wettbewerb und bekam einen Vertrag bei EMA. Ende 2005 wurde ihr erster Manga „Shanghai Passion“ bei EMA veröffentlicht.
www.bi-delicious.de

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